Und wieder begeben wir uns in die Nacht, mit ihren Träumen, ihrer Sprunghaftigkeit, ihren Höhen und Tiefen. Aber diesmal in eine Nacht mit all ihrer Schönheit. Die Unruhe des ungeordneten Bühnenraums mit Lampen, Kabeln und grauem Boden wich einer Traumlandschaft mit dem Sinn für Ästhetik, den nur wenige haben und Rafaela Carrasco hat ihn. In allen Details. Angefangen mit den wunderschönen Kostümen, einer Klarheit in den Szenen, einem Rhythmus, der in keinem Moment unterbrochen wurde, ein Aufeinanderfolgen von kurzen Momenten, Solos, Duos und Gruppenchoreografien vom Feinsten.

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Die Musik aus dem Off von Pablo Suárez und Jesús Torres inspiriert in den Goldberg Variationen von Bach, die glasklare Stimme von Gema Caballero – obwohl sie sich in einigen Sequenzen zu sehr anstrengte, vervollständigten ein Bild von absoluter Klarheit.

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Die Nacht war sternenklar und ich erinnerte mich an ein Gedicht von Joseph Freiherr von Eichendorff

Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

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Die Soleá von Rafaela Carrasco mit Gema Caballero und die Milonga am Ende der Nacht, bevor die Sonne aufgeht, die Szene mit den Fächern, die golden schimmerten, eine Choreografie für neun Tänzerinnen, die sich einen Preis verdient hätte, all das erfüllte mich mit tiefer Freude. Tief und schön wie die Nacht.

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Rafaela Carrasco: Nocturna, arquitectura del insomnio

Teatro Maestranza

26.09.2022

www.labienal.com

Fotos: Claudia Ruiz Caro

Text: Susanne Zellinger