Paraíso perdido – Das verlorenen Paradies
Im wunderschönen Rahmen der Iglesia de San Luis de los Franceses zeigte Patricia Guerrero mit Fahmi Alqhai an der Viola da Gamba gestern bei der Bienal de Sevilla einen Ausflug in die Welt der Barockmusik. Ein mutiges, zwar nicht neues Unterfangen, das gestern aber mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, was es nicht gerade leichter machte. Die Streaming – Zuschauer, die zuhause vor dem Bildschirm saßen, konnten die Hitze zwar nicht spüren, aber sehen. Schon nach wenigen Minuten waren die beiden schweißüberströmt, mein Mitgefühl galt vor allem Patricia in ihren barocken Roben, die auch von der Ästhetik her nicht überzeugten, was bei einer so grazilen Person ja ziemlich schwierig ist, sie konnte einem wirklich leid tun.
Das andere Problem war die Akustik, die die Zapateados wie Pistolenschüsse durch die Gehörgänge jagten, da wäre weniger mehr gewesen, die Idee dahinter hat sich mir nicht erschlossen, vor allem bei der reduzierten Instrumentierung.
Die Ästhetik und Zartheit, die diese Musik erfordert, kam erst mit einer der Rosenkranzsonaten des böhmischen Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber, bei der Patricia auch ihr unsägliches Kostüm losgeworden war. In einem schwarzen Gazekleid und mit einer feinen Gesichtsmaske konnte sie mit ihrer Eleganz und der Schönheit ihrer Bewegungen brillieren, da ging ihr Blick wirklich nach Innen, sie vereinte sich mit ihrer Figur und trat in einen magischen Dialog mit der von den Zauberhänden von Fahmi Alqhai gezupften Viola.
Den Abschluss bildete die Chaconne von Bach, aber hier musste ich an die wunderbare Chaconne mit Bruno Axel aus ihrem Stück Touché denken, mit Wehmut, denn da hatte einfach alles gestimmt.
Dennoch, was bleibt sind Bilder, Momentaufnahmen und der Klang der Viola da Gamba.
Text: Susanne Zellinger
Fotos: Claudia Ruiz Caro
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