Bienal de Sevilla: Manuela Carrasco

Manuela forever

So ein ausverkauftes Teatro de la Maestranza mit seinen 2000 Plätzen hat schon was. Umso mehr, wenn die Stimmung so euphorisch ist wie gestern Abend und sich im Publikum unglaublich viele Künstler*innen befinden, unter anderem Farruquito mit der ganzen Familie, um Manuela ihren Respekt zu erweisen. Es erinnerte mich ein wenig an den Paten, nein, Scherz beiseite.

Da wären wir wieder bei den Flamenc@s, bei denen der Vorname genügt um zu wissen, von wem man spricht. Da wären Paco (de Lucía), Rocío (Molina), Belén (Maya) und gar nicht so viele mehr. Aber eben Manuela (Carrasco).

Eigentlich braucht sie sich gar nicht zu bewegen, denn schon das erste Bild, wenn der Vorhang aufgeht und sie im Scheinwerferlicht bewegungslos wie eine Ikone auf ihrem Stuhl sitzt und gelassen auf den Cante von Enrique el Extremeño wartet um sich zu erheben und ihre stakkatoartigen Zapateados auf kleinstem Raum, ihre Silhouette, ihre langen Arme, der zum Himmel gerichtete Blick, diese bernsteinfarbenen Augen, ihre Ruhe und ihr Schweigen, aber auch ihre Wildheit und ihre exotische Schönheit.

Es gab und gibt niemanden, der ihr gleicht, sie ist etwas ganz Besonderes und ihre Magie ist seit vielen Jahren ungebrochen. Einen Link zu einer Aufnahme aus dem Jahr 1974 finden Sie hier.

Die Soleá von Manuela hat Geschichte geschrieben und auch gestern schloss sie mit einer, ihrer Soleá.

Aber auch davor gab es Momente, deren Bild in Erinnerung bleibt, wie die Bulería mit Antonio Canales, der Cante von El Pele, mächtig, sauber und ebenso unverwechselbar, die Farruca von Ausnahmegitarrist Pedro Sierra und natürlich der grandiose Abschluss mit der Banda de los Gitanos, einer riesigen Kapelle, die mit einer Saeta den sensiblen Gemütern die Tränen in die Augen trieb.

Man bemerkte auch die helfende Hand in der Regie von Ángel Rojas, die für gelungene Übergänge sorgte und wahrscheinlich auch die Lautstärke im Auge behielt. Einzige Enttäuschung, aber daran habe ich mich inzwischen gewöhnt, der total überschätzte Cante von Israel Fernández. Manchmal irrt auch die Mehrheit. Das kann passieren.

Ein großer Abend für eine große Künstlerin. Und nicht schnulzig, sondern wehmütig, aber das wird ja wohl noch erlaubt sein.

Manuela Carrasco

Como el ave Fénix

Teatro Maestranza

29.10.2024

www.labienal.com

Fotos: Laura León

Text: Susanne Zellinger