Bienal de Sevilla: José Mercé

Flamenco auf Sparflamme

Beim Abschlusskonzert der Bienal de Flamenco gab es erst gegen Ende Applaus und Olés, nachdem José Mercé, Cantaor mit Geschichte aus Jerez, mit seiner Alegría das Repertoire mit etwas Frohsinn erhellte. Er endete dann mit einer Bulería, einem Stil, in dem er sich am wohlsten fühlt.

Es war einfach nicht seine Nacht. Er ist ein Star, machte viele erfolgreiche CDs, hat mit Künstlern aus anderen Genres zusammen gearbeitet, er ist regelmäßiger Gast in Fernsehen und Radio und hat es erreicht, dass Menschen sich für den Flamenco interessieren, die eigentlich keine Aficionados waren. Wissend, dass ein Großteil des Publikums Cante jondo erwartete, versprach er bei seinem Konzert Flamenco und nur Flamenco zu singen und das tat er auch. Das Problem ist, dass es ein sehr minimalistischer, reduzierter Flamenco war, der im Teatro de la Maestranza weder was die Tonqualität betraf noch von der Energie her glänzen konnte und kühl und distanziert wirkte.

Durch die schlechte Tonqualität konnte man auch nicht verstehen, was er sang. Mercé ist einer der Cantaores, dessen Texte man versteht, aber am Sonntag verstand man nur die Hälfte und durch zuviel Hall hörte man seine wirkliche Stimme nur dann, wenn er ohne Mikro sang.

Auch mit dem Repertoire traf er nicht ins Schwarze. Es war zwar klassisch, den Regeln entsprechend, mit Bezug auf die großen Namen wie Tío Borrico, Marruro oder Manuel Torre, aber es gab nicht die kleinste Überraschung, nicht den kleinsten Funken außerhalb des Drehbuchs und innerhalb auch nicht. Bestätigt hat dies das erste Olé, es war für Tomatito und erst das zweite für Mercé, aber das kam von Pepe Habichuela und nicht aus dem Publikum.

Drei erstklassige Gitarren

Mercé hatte drei hervorragende und ganz verschiedenartige Gitarristen ausgesucht. Tomatito begleitete ihn bei Taranta, Taranto und Soleá por Bulería, der erste Cante, der beeindruckte. Der große Pepe Habichuela unterstützte Mercé bei der Granaina – die dennoch etwas kraftlos wirkte – bei der Soleá – trotz seiner Bemühungen wirkte sie flach – und bei der Seguiriya, bei der er sich an seinen verstorbenen Sohn erinnerte. Er war bewegt und bewegte so zum ersten mal auch das Publikum.

Der Gitarrist Alfredo Lagos aus Jerez spornte Mercé an und der ging bei den Fandangos del Gloria und den Tientos an seine Grenzen. Tomatito begleitete ihn dann wieder bei den Alegrías, die waren gut und schufen einige der wenigen intensiven Momente seines Vortrags.

Die Schlussfolgerung ist also folgende: Der Abschluss eines Festivals von der Größe und der Bedeutung einer Bienal darf sich weder an der medialen noch an der historischen Präsenz eines Künstlers messen und auch nicht daran, wie bekannt sein Name in ganz Spanien ist oder was er bisher geleistet hat, sondern daran, was er heute macht und was er bieten kann. Mercé kam mit dem, was er sich vorgenommen hatte und obwohl er bei der Pressekonferenz sagte, dass er die Aufnahmen für seine mit Spannung erwartete Antologie verwenden würde, muss man erst sehen, was angesichts der schlechten Tonqualität und des geringen Esprits dafür verwendet werden kann.

Nicht, dass die Vorstellung schlecht gewesen wäre, aber ein Mann mit seinem Namen hätte mehr glänzen müssen. Mercé ist ein Star und enttäuscht selten und wenn er in Form ist, hat er reinen sehr guten Geschmack, er hat Charme und die Fähigkeit, das Publikum zu berühren. Aber wie gesagt, am Sonntag war nicht seine Nacht.