Ein schwieriger Titel für ein schönes, klares Stück mit großartigen Protagonisten, außerdem eine der wenigen Vorstellungen bei der diesjährigen Bienal, bei der einfach alles stimmt. So erstaunlich das sein mag, ist es noch immer nicht zu den Tonmeistern durchgedrungen, dass, wenn ein gewisser Lautstärkepegel überschritten wird, das Vergnügen der Zuschauer sich in gepeinigtes, hilfesuchendes sich auf den Plätzen Winden verwandelt, was schließlich in der Erkenntnis gipfelt, dass es kein Entkommen gibt.
Aber gut, ich wollte ja eigentlich darüber schreiben, dass bei „Inmanencia“ das Gegenteil der Fall war: Perfekter Ton, einfache und sensible Lichtregie, ein schlichtes Bühnenbild und harmonische Bewegungsmuster zwischen Ruhe und Bewegung.
Drei Tänzer aus drei Generationen: Javier Barón aus Alcalá, Rafael Campallo aus Sevilla und der Gaditano Alberto Sellés, alle drei Vertreter des klassischen Flamenco im positiven Sinn, aber jeder ohne sich zu verstellen, absolut authentisch und glaubwürdig.
Javier Barón ist der Meister, der in seiner Rolle bleibt, er hält sich zurück und man merkt eine gewisse Nervosität, die der Verantwortung für das Geschehen. Sein Einzeltanz ist die Soleá por Bulería, immer wieder schön, obwohl irritiert, wie wenig er seine Hände und Arme unter Kontrolle hat, vor allem, wenn er neben Rafael Campallo auf der Bühne steht.
Campallo ist für mich der am meisten unterschätzte Bailaor des aktuellen Flamenco. Männlich, elegant, kraftvoll, schnell ohne hastig zu wirken, hypnotisierend fast zieht er die Zuschauer in den Bann. Dazu kommt diese Genauigkeit in den Drehungen, manchmal verlangsamt begonnen um in vielfachen Pirouetten zu enden, eine absolute Gelassenheit in der Ausführung und ein einzigartiger Stil. Ich kenne keinen anderen Tänzer, der ihm auch nur andeutungsweise ähnelt. Faszinierend. Und wer dachte, er wäre nur in den festlichen Palos zuhause konnte sich bei seiner virtuosen Seguiriya vom Gegenteil überzeugen.
Alberto Sellés ist der jüngste der drei und steht noch am Beginn. Dennoch beweist er bereits überzeugende Präsenz auf der Bühne, präzise Technik und steht den beiden in Nichts nach. Warum er die Petenera für seinen Einzelauftritt ausgewählt hat, noch dazu als Eröffnungstanz, hat sich mir nicht erschlossen, aber er selbst weiß es bestimmt.
Besondere Qualität auch in der Musik mit Miguel Pérez und Manuel de la Luz an den Gitarren, Javier Rivera und Jeromo Segura als Canataores.
Inmanencia: Was man in sich trägt, was einem Stück immanent, also schon enthalten ist, das Gegenteil von Transzendenz, in der man sich in einen andere Ebene begibt, die außerhalb von einem selbst liegt.