Bienal de Sevilla: Israel Galván: Carmen

Nachdem ich schon in nördlicheren Gefielden weile, hier zwei kleine Ausschnitte der Kritiken für die Abschlussvorstellung einer erfolgreichen Bienal de Sevilla.

So beendete der Bailaor die Flamenco-Biennale an diesem Samstag (heute, Sonntag, wiederholt er die Vorstellung) im ausverkauften Teatro de la Maestranza mit einer verrückten und extravaganten Version, die die menschlichsten und pathetischsten Aspekte von Carmen beleuchtet. Am Jahrestag der Uraufführung in Paris zeigt er eine Auswahl von Stücken aus der Oper, insbesondere solche, die die zerstörerische Idee der Liebe betonen, und andererseits ihr besonderes äußeres Erscheinungsbild, von der Parodie bis zum naivsten Humor.

Archivo Fotogr‡fico La Bienal de Flamenco. Pase gr‡fico Carmen, teatro de La Maestranza, Sevilla, 4 de octubre , 2024. Foto: @Laura Le—n

Wie in einem Stummfilm und durch zwei Ebenen, die nie zusammenlaufen, spiegelt der Träger des Premio Nacional de Danza ein Bild eines falschen und dekadenten Spaniens, einer toxischen Liebe und einer Tendenz zum Dramatischen wider, das dem Künstler dazu dient, sich in seiner speziellen Welt zu bewegen, in der das Volkstümliche und das Kultivierte auf natürliche Weise nebeneinander bestehen. Er hinterfragt auch die Grenzen und die Stützpfeiler dieser beiden Welten.

Sara Arguijo

https://www.elcorreoweb.es/

Archivo Fotogr‡fico La Bienal de Flamenco. Pase gr‡fico Carmen, teatro de La Maestranza, Sevilla, 4 de octubre , 2024. Foto: @Laura Le—n

Israel Galván stellt sich also nicht in den Dienst der Inszenierung, um den Flamenco mit Leben zu erfüllen. Er beschränkt sich auf die Rolle des komischen Erzählers, bei der er mehr physische Technik als Tiefe einsetzt, daher die Monotonie, verbunden mit der Langeweile des Auftritts mit exzessiven Ticks für Farce und Raffinesse; grau während fast des gesamten Abends, mehr auf der Suche nach Possen als auf der Erschließung der Cantes mit seinen Bewegungen zu beschreiben ; voll von erhellenden Absichten, aber vor allem mit Kühnheit und Wagemut, zeigt er einen ermüdenden Vortrag, in dem sich „Carmen“ zumindest von jedem Anflug von Vulgarität distanziert und sich mehr hochmütig denn als offenkundig sinnlich, mehr kapriziös denn als Femme fatale erweist.

Manuel Martín Martín

https://www.elmundo.es

Archivo Fotogr‡fico La Bienal de Flamenco. Pase gr‡fico Carmen, teatro de La Maestranza, Sevilla, 4 de octubre , 2024. Foto: @Laura Le—n

Und hier noch eine interessante Kritik von Juan Vergillos:

Der Roman von Prosper Mérimée wurde zu einer Zeit geschrieben, als das Flamenco-Genre mit seinen nationalen Tänzen und Liedern gerade definiert wurde. Der Begriff Flamenco kommt in dem Roman jedoch nicht vor, wohl aber Lieder und Tänze wie die Seguidillas. Apropos Plagiat: Die berühmte Habanera in diesem Werk stammt aus einer Habanera, die Sebastian de Iradier etwa drei Jahre vor der Premiere der Oper in Paris veröffentlichte. Andererseits hatte Bizet zu Lebzeiten keinen Erfolg mit dieser Oper.

Archivo Fotogr‡fico La Bienal de Flamenco. Pase gr‡fico Carmen, teatro de La Maestranza, Sevilla, 4 de octubre , 2024. Foto: @Laura Le—n

In einer Sendung von Radio Clásica meldete sich einmal ein Hörer, der behauptete, Bizet habe Iradier plagiiert, und der Moderator der Sendung, ein berühmter Kritiker der klassischen Musik, empörte sich, nicht über Bizet, sondern über den Hörer. „Lassen Sie Bizet in Ruhe!“

Zurück zum heutigen Stück: Ich amüsiere mich über die physische Komödie. Ich bin gelangweilt von der intelligenten Komödie. Für intelligente Menschen. Intelligente Menschen reden manchmal auch viel Unsinn. Es ist ein intellektuelles Stück, für Intellektuelle. Von denen waren heute Abend 2999 im Theater.

www.vaivienesflamenco.com

Israel Galván

Carmen

Teatro Maestranza

05.10.2024

www.labienal.com

Fotos: Laura León

Übersetzung: Susanne Zellinger