Das neue Stück von Eva heißt „Apariencias“. Eva wird ja beim Vornamen genannt, wie Belén, Rocío oder Patri. Eine typische spanische Auszeichnung für jene, deren Nachnamen man nicht nennen muss, weil der Vorname genügt, damit man weiß, wer gemeint ist. Eva oder La Yerbabuena ist auf einem ganz speziellen Weg der spirituellen Erkenntnis, den sie in ihren Stücken verarbeiten muss und der den Flamencos mitunter Probleme bereitet, vor allem den Kritikern. Und hier vor allem dem geschätzten Manuel Bohórquez vom Correo de Andalucía.
Ich möchte darauf auch nicht weiter eingehen, denn ehrlich gesagt habe ich es satt, mich zu fragen, was dieses oder jenes bedeutet. Was gestern im Teatro Maestranza zu sehen war, war ein in jeder Beziehung herausragendes Stück. Vier großartige Tänzer in modernen Choreografien, exakt, männlich, synchron und einzeln, an denen man die Hand der Yerbabuena wohl erkennt, aber nur so wie einen Pulverstaub, den der Wind sofort zerstreut. Die schwarze Sängerin Alana Sinkey aus Guinea mit ihrer unerbittlichen Präsenz, die Gitarre von Paco Jarana mit Anklängen aus der Karibik und die sensible Perkussion von Antonio Coronel, eine exquisite Lichtregie und der Cante von Alfredo Tejada.
Artista invitado war nach dem magischen Moment beim Festival in Jerez José Valencia und es gelang ihm wieder, die riesige Maestranza in einen Hexenkessel zu verwandeln, in dem das Publikum es kaum erwarten konnte, dass der letzte Ton verklingt zu lassen um endlich aufspringen zu können und seinen Emotionen freien Lauf zu lassen.
José Valencia hat eine Stimme, die alle Nuancen beherrscht, die zu flüstern scheint, wenn es leise wird und die in keinem Moment ein Schreien nötig hat, er erhebt sie einfach. Was für ein schöner Ausdruck. In Eva Yerbabuena hat er eine Tänzerin gefunden, die sich seiner sängerischen Kraft hingibt und meisterhaft jeden Moment erspürt, der sie dem Duende näherbringt. Nie war das deutlicher zu sehen als gestern, als sage und schreibe sieben Cantaores auf der Bühne standen, die besten und dennoch: José Valencia mit seiner Letra über die Liebe, die zerbrach „Se nos rompió el amor por tanto usarla…“ schuf ihn wieder, diesen magischen Moment. Einzigartig. Großes Theater. Vielen Dank.
Für die, die den Compás der Soleá noch suchen hat sich die Bienal etwas Nettes ausgesucht: Tempelhüpfen im Compás auf den Straßen von Sevilla.