In den letzten Tagen übernahmen die Frauen das Zepter. In Erinnerung bleiben werden und zwar für die nächsten 20 Jahre mit Sicherheit zwei Künstlerinnen, die wie keinen anderen die Flamencozeit markieren, in der wir gerade leben: Patricia Guerrero und Rosario La Tremendita.
Patricia Guerrero mit ihrem Stück „Distopía“ und La Tremendita mit „Delirium Tremens“ und „La Fuerza“.
Schon der Titel ein Rätsel, musste ich nachsehen und fand folgendes: „Dystopie ist der umgekehrte Begriff zur Utopie. Als solche bezeichnet sie eine Art imaginäre Welt, die in Literatur oder Film nachgebildet wird, die als unerwünscht erachtet wird. Das Wort Dystopie setzt sich aus den griechischen Wurzeln δυσ (dys), was „schlecht“ bedeutet, und τόπος (tópos) zusammen, was mit „Ort“ übersetzt werden kann.“
Als beschloss ich mich nur mehr mit der künstlerischen Qualität zu beschäftigen, zu viele Situationen waren mir unverständlich, zu viele Momente geliehen und daher entbehrlich, zu angespannt lange und wiederum entbehrliche Szenen.
Unglaublich die interpretatorischen und tänzerischen Qualitäten der Bailaora, technisch perfekt, aber noch mehr, aus einfachen Ideen macht sie ein Ereignis wie aus der Soleá mit verkehrter Bata de Cola, das heißt, die Bata lag vor ihr und wurde so noch mehr zur eigenständigen Person, oder die Liebesszene mit dem zweiten Tänzer mit Anleihen aus „Café Müller“ von Pina Bausch. Wie bei unserer zweiten Kriegerin ist hier auffallend die absolute Kompromisslosogkeit, mit der Patricia Guerrero ihren Weg geht, gehört sie doch zur jüngsten Generation und das vergesse selbst ich manchmal, obwohl ich sie schon auf der Bühne gesehen habe, als sie ihre Mutter noch begleitete.
Die musikalische Begleitung war „better impossible“ mit Dani de Morón , dem Perkussionisten Agustín Diassera und dem Sänger Sergio „El Colorao“, einer interessanten Neuentdeckung.
Emotionen? Wenige. Olés? Keine. Und genau macht den Unterschied zu Rosario Guerrero „La Tremendita“. Gleicher Nachname, gleiche Zeit, anderer Planet.
Mit zur Hälfte rasiertem Kopf, diversen Piercings, weißen Lederstiefeln und einer E Gitarre rockt sie das Café Alameda und schon nach fünf Minuten wird klar, was den Unterschied macht: Sie hat zu sich selbst gefunden, musste durch tiefe Täler gehen und ist jetzt die, die sie immer gesucht hat, weil sie wusste, dass sie da war.
Schon beim Don Quixote von Andrés Marín, wo sie die musikalische Leitung überhatte, zeigte sie ihr Talent, ihre Vielseitigkeit und auch ihr neues Selbstbewusstsein. Und dass sie sich im Motorradanzug besser fühlt als im Traje de Gitana, aber das haben wir ja schon länger vermutet.
Mit ihren neuen Soloprogrammen zeigt sie sich noch kompromissloser, noch härter, aber auch noch authentischer. „Flamenco puro contemporaneo“ at it’s best.
Fotos: Oscar Romero