Ich habe schon einmal, vor Monaten über „Sí, quiero“ geschrieben und bin mir sicher, dass ich damals genauso begeistert war, wie gestern Abend. Ich sah es zum zweiten mal und ich würde es mir noch öfter anschauen, wenn das möglich wäre. Es wird nicht einfach sein, denn auf der Bühne stehen elf Leute, mit den Technikern und der Managerin macht das 15 Personen, die reisen, die übernachten wollen und schließlich müssen sie auch essen.

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Und dennoch, es würde sich lohnen. Es gelingt so selten, diese beiden Welten zu vereinen: die Anforderungen des zeitgemäßen Bühnenstücks zu erfüllen und gleichzeitig in die Tiefen des archaischen Flamencos hinunterzusteigen. Nun, Mercedes de Córdoba ist es gelungen.

Die Choreografien für ihre jungen Tänzerinnen sind hervorragend, sie erzählen Geschichten, sind lustig, nachdenklich und traurig, temperamentvoll und zart, sie leuchten und bewegen sich im Schatten, sind in keinem Moment nebensächlich.

Mädels Kopie

Juan Campallo ist einer der begabtesten Komponisten für Bühnentanz, dass er auch ein hervorragender Sologitarrist ist, sollte inzwischen bekannt sein. Die Perkussionisten Paco Vega und Oruco fallen kaum auf, sind aber immer präsent.

Perku Kopie

Jesús Corbacho singt mit der ihm eigenen Sicherheit und Pepe de Pura bekommt wie immer Szenenapplaus, kaum ein Cantaor berührt wie er.

Pepe Kopie

Schön langsam beginne ich, auch Enrique El Extremeño zu verstehen. Er ist eine Urgewalt, ein Cantaor der vorherigen Generation und es gibt nicht viele Tänzerinnen, die sich auf ihn einlassen, man muss dieser Kraft und dieser physischen Präsenz gewachsen sein und Mercedes de Córdoba ist es.

Soleá Kopie

Die Soleá, ganz anders als die beeindruckende gestern von La Piñona hat eine solche Schönheit und Ursprünglichkeit, dass es schwer in Worte zu fassen ist. Dieser Dialog zwischen Cante, Toque und Baile, dieses tiefe Atemholen vor dem Sturm, diese Wahrheit, die da zu spüren ist, dieses Fehlen jeglicher Masken, dieses sich Abwenden von jeder Oberflächlichkeit und Hübschheit müsste sich jede Tänzerin hundert mal ansehen, nicht um es zu kopieren, sondern um zu verstehen.

Mit dieser Soleá geht Mercedes de Córdoba in die Tanzgeschichte ein. Gestern, heute und morgen.

Mercedes de Córdoba: „Sí, quiero“

Cartuja Center

22.09.2022

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