Gestern Abend gab es eine Hommage an drei mittlerweile schon fast historische Flamencofiguren, Repräsentanten der drei Säulen des Flamenco: Gesang, Gitarre, Tanz – Konzept des Konzertes „Maestros“ am 20. 9. im Real Alcázar im Rahmen der Flamencobienale 2024 in Sevilla.

Auch mit einer bereits erworbenen Eintrittskarte hieß es sich anstellen, am Ende einer langen Schlange, das Ambiente der Lokalität entschädigte dafür jedoch allemal!

Hauptmotivation meines Konzertbesuches war Manuel Moreno Maya, El Pele, geboren 1954 in Córdoba, dessen 1986 erschienenes Album La fuente de lo jondo ich noch in Kassettenform erwarb, ein Meilenstein protagonistischen Flamencogesangs. Damals lebte ja auch noch Camaron de la Isla, mit dem ihn auch gemeinsame Auftritte verbanden. Begleitgitarrist dieses Albums war neben Isidro Muñoz der damals 19jährige Gitarrist Vicente Amigo, der mit seiner ebenfalls äußerst innovativen Flamencogitarre den „Kronprinzstatus“ von Paco de Lucía erwarb, insbesondere durch sein erstes Soloalbum De mi corazón al aire, erschienen 1991.

Die Alegrías, Huelas de gaviota aus La fuente de lo jondo war dann auch die letzte Nummer von El Pele an diesem Abend!

Selten habe ich erlebt, dass ein Sänger vom ersten Ton an, in diesem Fall einer Malagueña, trotz des großen Konzertrahmens, eine derartige Authentizität und Intimität versprüht, die vielstrapazierte Gänsehaut war eher schon ein Gefühl körperlicher Extraktion, dem Auspressen einer Zitrone nicht unähnlich.

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Insbesondere in der Soleá und der darauffolgenden Siguiriya in der Tonart der klassischen Tarantos demonstrierte der mittlerweile 70jährige Sänger, wie behend er sich, einem Fisch ähnlich, in den stilistischen Gewässern der Flamencostile bewegt, nur mehr mit dem improvisatorischen, der Stimmung angepassten Gewürzcocktail beschäftigt.

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Kongenial ergänzt wurde er dabei neben den Palmeros von der fantastisch begleitenden Gitarre von Niño Seve, harmonisch reich und interessant, trotzdem „muy flamenco“, kein überflüssiger Ton, alles, auch rhythmisch, immer auf den Punkt gebracht!

In klassischer Programmatik begann der Abend mit der Sologitarre von José Antonio Rodriguez, viel prämierter Flamencogitarrist, ebenfalls aus Córdoba.

Archivo Fotogr‡fico La Bienal de Flamenco. Espect‡culo Maestros, Reales Alc‡zares, 20 Septiembre, 2024. Foto: @Laura Le—n
Archivo Fotogr‡fico La Bienal de Flamenco. Espect‡culo Maestros, Reales Alc‡zares, 20 Septiembre, 2024. Foto: @Laura Le—n

Virtuous und harmonisch modern arrangiert, entwickelte sich so eine Columbiana langsam in ihrer Charakteristik, die Soleá stellte für mich das gelungenste Gleichgewicht zwischen traditioneller musikalischer Struktur und harmonischen Ausflügen dar. Allgemein vielleicht etwas zu viel Hall und manchmal für meinen Geschmack in ihrer Virtuosität eine beinahe zu vollgepfropfte, aber natürlich sehr gute Flamencogitarre!

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Das „Heimspiel“ von Antonio Canales, mit knapp über 60 noch immer von hoher tänzerischer Virtuosität und Exaktheit, rundete den Abend ab. In der als einzigem Stil länger auschoreographierten Soleá, kurioserweise ebenfalls in klassischer Tarantosstimmung, intervenierte mehr oder weniger spontan El Pele, was dem Abend dann doch auch einen gewissen, die einzelnen Teilkonzerte verbindenden Charakter verlieh!

Archivo Fotogr‡fico La Bienal de Flamenco. Espect‡culo Maestros, Reales Alc‡zares, 20 Septiembre, 2024. Foto: @Laura Le—n
Archivo Fotogr‡fico La Bienal de Flamenco. Espect‡culo Maestros, Reales Alc‡zares, 20 Septiembre, 2024. Foto: @Laura Le—n

Maestros

Antonio Canales, El Pele, José Antonio Rodríguez

Real Alcazar

20.10.2024

www.labienal.com

Fotos: Laura León

Text: Bruno Chmel