Der Schatten von Eduardo Guerrero wird immer länger und von Vergänglichkeit kann keine Rede sein. Er ist gekommen um zu bleiben und aus dem jungen, unbekümmerten Wagemut ist ein sensibler, kritischer Mensch geworden, der sich dennoch seine Fröhlichkeit bewahrt hat.
Sombra efímera ist ein sehr intensives Stück, das sowohl die Künstler als auch die Zuschauer erschöpft zurücklässt. Erschöpft, aber glücklich. Nicht nur ob der Virtuosität dieses großartigen Tänzers, der Stimmgewalt von Manu Soto und Samara Montañez und der Feinfühligkeit des Gitarristen Javier Ibáñez aus Jerez sondern auch wegen der Intelligenz mit der an die aktuellen Themen herangegangen wird, ohne dabei den moralisierenden Zeigefinger hervorzuholen.
Die ausführliche Kritik finden Sie hier, dem wäre noch viel hinzuzufügen, aber besser wäre es, sich dieses zeitgenössische Stück anzusehen, wenn Sie dazu Gelegenheit haben. Sombra efímera II ist ja schon vor der Pandemie entstanden und dennoch trifft es unsere gegewärtige Situation genau auf den Punkt. Diese Vergänglichkeit des Glücks, das nur einen kurzen Moment währt, diese unbesorgte Nabelschau unserer Konsumgesellschaft, Einsamkeit und die Allmacht der Liebe, die Kraft, die es manchmal benötigt um das Leben zu bewältigen und dennoch der Blick nach vorne um nicht den Mut zu verlieren. Und auch die Macht der Poesie, die uns daran erinnert, die Türen offen zu halten anstatt sie zu verschließen.
Wer schließt
wer öffnet
wer fragt
Alle Türen wurden dafür geschaffen
damit man sie öffnen kann
und nicht dafür
um sie zu verschließen.
Hier ein paar Eindrücke mit den Bildern von Albrecht Korff:
Flamenco Festival Düsseldorf
Eduardo Guerrero: Sombra efímera II
14./15.04. 2022
Text und Titelbild: Susanne Zellinger
Fotos: Albrecht Korff