In Zeiten wie diesen: Con fin A MIENTO

In Zeiten wie diesen ist es nicht immer einfach. Es ist kalt und es ist dunkel. Es ist unerklärlich und doch hier. Es ist nicht freundlich und es hält uns fest. Es will uns entzweien, aber es wird ihm nicht gelingen.

Ist das die Botschaft dieses wunderbaren Projekts? Ja natürlich. Ich erinnere mich an ein Modelshooting vor vielen Jahren, als der Fotograf zu mir sagte: „Look proud!“ – und genau das ist die zweite Botschaft. So es denn eine gibt.

Vielleicht ist es einfach ein lauter Ruf nach Freiheit, Respekt und Freundschaft unter dem wallenden Mantel der Kunst. Wenn eine Stadt Flamenco ist, dann bestimmt Berlin. Keine andere Hauptstadt Europas hat so viele Aktive, so viele Schulen und spanische Lokale, so viele Musiker und Sänger, unvergessen ist das Festival am Pfefferberg und die Spuren der ANDA, die sich so gerne in Berlin verlor.

Pumuki Portrait

Am Anfang stand natürlich die Idee. Die Inspiration. Der Mensch. Wer in diesem Fall alles in sich vereint ist Antonio Piñera Pumuki aus Murcia, Perkussionist, Tontechniker, Produzent und unverzichtbarer Teil der Berliner Szene, der, als sich abzeichnete, dass sich der Himmel über den Künstler/innen dunkel färben würde, in seinem Studio einen Groove aufnahm, elektronisch und por Bulería. Dann bat er den Bassisten Richard Müller eine Spur darüber zu legen und dann schickte er es an alle Flamenc@s der Stadt, die er kannte und bat sie zum Rhythmus eine Minute ihrer Musik aufzunehmen. Jede/r für sich. Im Studio oder im Wohnzimmer, ganz nach Wahl.

Als letztes kamen die Tänzerinnen und der Tänzer dran, eine Pataíta war gefragt und der Raum wurde ausgeweitet, ein Park, ein Platz, eine Straße und eine U-bahnstation, keine/r von ihnen wusste, wo sie landen würde, die Pataíta, denn das lag wiederum in der Hand und im musikalischen Gespür von Antonio Piñera. Denn jetzt machte er sich an die Arbeit und setzte das Puzzle zusammen, neben und übereinander. Eine Gitarre und eine Geige, ein Piano und eine Querflöte, ein Cante aus Jerez und einer aus La Puebla de Cazalla, ein Tänzchen vor einer Mauer mit Graffiti, eines vor einem fahrenden Zug und mittendrin der weiße Friedensengel mit Bata de Cola.

Das Resultat ist eine 12 Minuten lange Bulería mit allen, die dabei sein wollten, ein Stück voll von Lebensfreude, Gefühl und Zärtlichkeit. Ein Stück urbaner Kunst und ein Zeichen, dass der Flamenco zu ihrem Habitat gehört, eine Hymne an das Leben und an den Flamenco aus Berlin.

Text: Susanne Zellinger