Juan Verdú ist einer der Privilegierten, die den Flamenco hautnah erleben durften und das noch dazu in der Zeit des Aufbruchs in Madrid, der Zeit der ganz großen Flamencolokale wie dem Candela. Noch schöner ist es allerdings, dass er seine Erinnerungen mit uns teilt. Selten hat mir ein Flamencobuch mehr Freude bereitet als dieses kleine Bändchen. Beginn der 70er Jahre kommt Juan Verdú nach Madrid, die Menschen haben nichts zu essen, aber umso mehr zu reden. Bei den Tertulias treffen sie sich und sprechen über das Leben, die Kunst und den Stierkampf. Und natürlich über Flamenco. Die Nächte sind lang und schlafen kann man, wenn man tot ist. „Yo no me acuestao ni con grua“ war der Leitsatz. Mit einigen anderen gründet er die „Cumbre Flamenca“ und ist heute noch Direktor des Festivals „Suma Flamenca“. Er ist überzeugt, dass die Sonnenbrillen nur für die Flamencos erfunden wurden, wenn sie nach einer langen Nacht nachhause gehen, geblendet von den ersten Strahlen der Sonne.
Er war dabei und kann es erzählen
Er kennt sie alle und alle kennen ihn. Sein Herzensfreund war Enrique Morente, für den er viele Konzerte organisierte und dem er, wenn möglich nicht von der Seite wich. Er erzählt aber auch, wie Pina Bausch den Flamenco für sich entdeckte und dass Lou Reed ein großer Flamencofan war. Er erinnert sich an das kleine Mädchen Sara Baras und den Meister Sabicas, als er endlich nach Spanien zurückkam und an die Bewunderung Leonard Cohens für Morente.
Er war dabei und kann es erzählen. Mit Leichtigkeit und Humor, mit Respekt und tiefer Liebe für die Kunst. Die CD im Umschlag mit Liedern von Estrella und Enrique Morente ist ein Geschenk. Zum Wieder und Wiederhören.
Ediciones Alfabia, 2015
Webseite: https://eljardindelflamenco.com/