Seit ihrer Gründung im Jahr 1996 haben mehr als 6000 Schüler/innen die Internationale Schule der Flamencokunst besucht. Sie wurde von der Aficionada und Mäzenin Cristina Heeren aus Liebe zur Kunst und besonders zum Flamenco gegründet. Allein das ist schon unglaublich, noch auffälliger ist jedoch das Ambiente und die gute Stimmung in ihrem neuen Sitz im Herzen von Triana. Wer sich noch, so wie ich, an die Anfänge erinnert, als die Fundación noch in der Calle Fabiola war in einem alten Palast, der den Charme des alten Sevilla verströmte wird ein wenig nostalgisch sein, das vergisst man aber sofort, wenn man im neuen Haus in der Calle Pureza über die Schwelle tritt. Außerdem hat Triana dringend eine Flamencoinjektion nötig und vielleicht ist das jetzt genau das Richtige.
Auf jeden Fall ist es beeindruckend, mit welcher Intelligenz und Sorgfalt das Haus den Bedürfnissen einer Ausbildungsstätte für die verschiedenen Disziplinen angepasst wurde. Auf 1500 m2 gibt es 9 Unterrichtsräume in den verschiedensten Größen, hervorragend ausgestattet, hell und freundlich und aus allen tönt ein Compás, wunderbar. Das Herzstück der Schule ist das kleine Theater mit Hundert Sitzplätzen, schön kitschig dekoriert, ganz wie es uns gefällt.
Natürlich gibt es auch noch Umkleideräume, Patios, ein Studio für Tonaufnahmen und eine Terrasse, die Büros der hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen sind im Erdgeschoß, der Luxus ist der, dass alles unter einem Dach stattfindet, man ist den ganzen Tag von Cante, Baile und Toque umgeben und in den Pausen haben die Lehrer immer ein offenes Ohr für Fragen.
Wir unterhielten uns kurz mit Pepa Sánchez Garrido, die als Directora Académica für das Unterrichtsprogramm zuständig ist.
Woher kommen Ihre Schüler?
Aus allen Teilen der Welt, von Frankreich bis nach México und vom Iran bis nach Taiwan, wobei man nicht vergessen sollte, dass mehr als 50 Prozent aus Spanien, genauer gesagt aus Andalusien kommen. Aber genauso wie die Nationalitäten sind auch die Motivationen sehr verschieden. Manche kommen vom Konservatorium und haben eine solide Ausbildung aber es fehlt ihnen die Praxis, es gibt Tänzer/innen, die ihre Kenntnis im Gesang verbessern wollen oder junge Gitanos, die sehr talentiert sind, aber irgendwie durch den Bildungsrost gefallen sind.
Können die sich das Studiengeld leisten, angesichts der Krisensituation in Spanien?
Erstens gibt es Stipendien für finanziell schlechter gestellte Student/innen, und zweitens unsere nationalem Wettbewerbe, 9 insgesamt, bei denen sich alle präsentieren können, egal woher sie kommen, das einzige, was es gibt ist eine Altersbeschränkung, weil wir besonders junge Talente fördern wollen.
Was für ein Niveau wird von den Schüler/innen verlangt, die hier studieren möchten?
Für jedes Niveau gibt es verschiedene Voraussetzungen und auf unserer Webseite findet sich auch ein Einstufungstest, man muss ein Video einschicken. Generell ist es so, dass man sein Instrument beherrschen muss, wenn auch nicht im Flamenco, aber jemand, der noch nie eine Gitarre in der Hand gehabt hat, ist hier nicht am richtigen Platz.
Seit diesem Jahr gibt es insofern eine Neuerung, als wir ein Modulsystem eingeführt haben, das den Schülern erlaubt, zur gleichen Zeit verschiedene Niveaus zu belegen, in der Technik zum Beispiel das Basisniveau und in Choreografie das mittlere. Vor allem im Cante gibt es Leute, die ein großes Repertoire haben, bei denen es aber an der Technik hapert und so können sie damit spielen.
Wie lange dauert das Studium und wie schließt es ab?
Die Mindeststudiendauer sind drei Monate, das Schuljahr ist in Trimester unterteilt, also mindestens ein Trimester. Das Gesamtstudium dauert 3 Jahre und für die besonders Begabten gibt es noch ein viertes Jahr, das wir Praktikum nennen. Hier bekommen die Schüler/innen eine gewisse Verantwortung, sie unterrichten auch selbst und lernen alles, was man braucht um den Flamenco zum Beruf zu machen. Im Sommer gibt es übrigens immer Intensivkurse, die auch sehr gut besucht sind.
Welche Professor/innen unterrichten hier?
Manche der älteren Maestros wie Milagros Mengíbar oder Calixto Sánchez sind schon seid Beginn hier, sie unterrichten klassischen Flamenco, denn das ist unser Hauptaugenmerk. Wir glauben, dass die Jungen die traditionelle Basis beherrschen müssen, damit sie den modernen Flamenco verstehen können. Natürlich haben wir auch jüngere Lehrer/innen, die moderne Techniken unterrichten, aber wie gesagt, die Tradition ist uns sehr wichtig.
Sie haben ja einige große Namen hier!
Ja natürlich, aber nicht nur. Die Künstler gehen hier auch eine Verpflichtung ein und wenn sie das nicht garantieren können, weil ihr Terminkalender zu voll ist, dann geht es eben nicht. Für manche theoretischen Fächer brauchen wir aber eher jemanden, der didaktisch gut ist und den Unterricht gut aufbaut. Wir haben hier ein sehr ausgewogenes Panorama an Frauen und Männern, Gitanos und Payos, jüngeren und Älteren, das ist uns auch wichtig.
Ist die Ausbildung eigentlich offiziell anerkannt?
Noch nicht, aber das ist unser nächstes Ziel.
Alle weiteren Infos finden Sie auf der Webseite der Fundación: