Eines der schönsten Dinge am großartigen Spiel von Alfredo Lagos ist der Respekt, den er Stücken entgegenbringt, von denen er meint, dass er ihnen nicht gewachsen ist wie den Goldberg Variationen von Bach, mit denen er den Abend eröffnete. Und da fehlt mir schon wieder das Wort im Deutschen „aflamencar“, eine Komposition mit dem Flamenco Touch zu spielen, aber so, dass alle, die es hören, sofort erkennen, was es ist, aber es ist dennoch Flamenco. Wer kann das denn umgekehrt, einen Flamencopalo auf ein anderes Terrain zu bringen, ohne dass es seine Essenz verliert? Niemand, den ich jemals gehört hätte. Alfredo Lagos ist ein Meister, was für eine Präzision, was für ein Soniquete, als Begleiter sensibel, aufmerksam und dennoch präsent und als Solist einer, der dein Herz erreicht, obwohl er viel zu viele Noten spielt. Großartig als einer von dreien.

Der zweite von dreien, denn das ist es, seit „La Edad de oro“ habe ich das nicht mehr gesehen, drei Musiker/innen, die sich den Protagonismus genau untereinander aufteilen, drei sind eins und das Eine sind drei.

Der zweite ist Antonio Moreno, Perkussionist aus Utrera, der den Preis als bester Instrumentalist beim Festival in La Unión auf der Marimba gewann, einem Instrument, das im Flamenco praktisch nicht existiert. Nicht umsonst hat ihn Israel Galván in Fla.Co.Men integriert, er weiß, was er tut. Seltsam, dass er nicht bekannter ist, denn sein Spiel mit der Perkussion ist wirklich großartig und, was im Flamenco ja gar nicht so oft vorkommt, auch lustig. Wenn er, auf der Flucht vor Leonor Leal hinter seinem Tisch herläuft, die ihm auch noch seine Noten wegnimmt, so hat das wirklich Slapstickqualität, aber er bringt die Zuschauer noch öfter zum Lachen.

Sein Ausflug in die indische Rhythmussprache ist ein Genuss, seine Präzision und sein Ideenreichtum machen ihn zu einer Referenz in der Welt der Perkussion und wäre er nicht so jung, wäre ihm der Titel Maestro sicher.

Und Leonor Leal, was soll ich über sie sagen, was ich nicht schon gesagt hätte, und dennoch überrascht sie immer wieder. Diesmal durch ihr Outfit, weiße Bluse, schwarze Hose, gelbe Schuhe und das war’s, aber auch ihre Präsenz auf der Bühne, die sie in keinem Moment verließ. Die Leichtigkeit ihrer Zapateados hat fast etwas vom Stepdance, wunderschön auch ihre Arme, ihre raumgreifenden Choreografien und ihr Mut zu dieser Besetzung, aber ja, sie ist gut.

Das Stück sucht übrigens einen Namen. Jaleo war nämlich ein ganz anderes Stück und somit erlebten Linz und der Posthof eine Weltpremiere. Sie wussten es nur nicht.

Linzer Posthof, 26.4.2017

„Jaleo“

Tanz: Leonor Leal

Gitarre: Alfredo Lagos

Perkussion: Antonio Moreno