José Montalvo, der langjährige Haus-Choreograf des Pariser Tanztempels Théâtre de Chaillot, bringt mit seinem „Y Olé!“ einen choreografischen Glücksmoment nach St. Pölten. Die Aufführung markiert das zweite Highlight in einem bis Saisonende währenden Flamenco-Schwerpunkt.

Montalvo, u. a. bekannt für sein vielfältiges und humorvolles Bewegungsrepertoire, findet auch in seiner aktuellen Produktion „Y Olé!“ eine unverkennbare Formensprache. Einer Choreografie, die sich aus unterschiedlichsten Tanz- Genres wie etwa dem klassischen Ballett, Flamenco, afrikanischem Tanz oder Hip-Hop zusammensetzt, stellt Montalvo einen ebenso mannigfachen Soundtrack zur Seite. Volkslieder aus verschiedenen Kulturen, die auf den Festen seiner Eltern gesungen wurden und Pop-Songs aus seiner Kindheit (nachdem seine Eltern vor dem Franco-Regime geflüchtet waren, wuchs der 1956 in Valencia geborene Montalvo im französischen Exil auf) bilden gleichsam mit Flamenco-Rhythmen und Strawinskis monumentalem „Sacre du Printemps“ den musikalischen Rahmen. Letzteres begreift der Choreograf als überschäumende Feier des Lebens, wie er in folgendem Zitat erklärt:

„I wish to throw a spring-like party, a flamboyant celebration of life, as opposed to the old pagan myth, and depart from the death drive embodied by the tale in the original creation of the Rite.“

José Montalvo entfernt sich mit diesem Zugang von der vorherrschenden Interpretation eines Opferritus und sieht „Sacre“ vielmehr als ein Frühlingsfest, das im zweiten Teil des Abends mit traditionellen Liedern aus Algerien und Frankreich sowie britischen Pop-Songs und Flamencoklängen fortgeführt wird:

„It brings together authentic flamenco folk songs of my childhood and a castanets concerto. In a fantasy-like, rough-and-tumble kind of way, it evokes celebration scenes from my boyhood as a Spanish refugee’s son in the South-West of France.“

Montalvos Kindheit im französischen Exil, das Zusammentreffen verschiedener Kulturen sowie seine Erinnerungen an die großen Feste von damals finden in diesen Choreografien ihre emotionale Entsprechung. Das Stück widmet der Künstler seinen Eltern, politischen Flüchtlingen der Franco-Ära, die trotz der Armut jedes Mal wieder einen Grund fanden, eine große Flamenco-Party zu schmeißen. Diese Nächte ließen Montalvo, wie er später feststellen wird, die Armut, den Herzschmerz, die Zerstörung, den Kummer und den Wahnsinn der Welt für eine kurze Zeit vergessen.

 

JOSÉ MONTALVO: Y OLÉ!
Österreich-Premiere
Samstag, 26. November 2016, 19.30 Uhr, Großer Saal

EINFÜHRUNG mit Joelle Iffrig und Brigitte Fürle am Samstag, 26. November 2016, 18.30 Uhr, Kleiner Saal

MASTERCLASS mit Joelle Iffrig am Samstag, 26. November 2016, 10.00 – 13.00 Uhr, Probebühne

Karten: www.festspielhaus.at